[Buchgedanken] Ingo Bartsch: „Ein Mord – drei Tote“

Vor kurzem habe ich „Ein Mord – drei Tote“ von Ingo Bartsch gelesen. Das Buch ist 2023 bei GRAFIT in der Emons Verlag GmbH erschienen und als (regionaler) Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks.de.

Adam Götzki vom BKA in Berlin ist psychisch am Ende. Um beruflich wieder auf die Beine zu kommen, soll er für eine Weile beim LKA im beschaulichen Mainz arbeiten, wo ihn gleich der erste Fall erwartet: Eine Influencerin liegt erschlagen in ihrer Wohnung. Die Staatsanwaltschaft klagt den erstbesten Verdächtigen an, doch Götzki sucht weiter nach Antworten. Schnell wird ihm klar, dass die schillernde Influencerin ein Doppelleben geführt hat. Als er der Spur folgen will, wird er von seinem Vorgesetzten zurückgepfiffen. Aber die unheilvollen Ereignisse, die sich in Gang gesetzt haben, sind nicht mehr aufzuhalten.

„Ein Mord – drei Tote“ ist der erste Roman um Adam Götzki – vielleicht der Beginn einer Reihe? Dabei lässt sich das Buch – obwohl als psychologischer Kriminalroman betitelt – gar nicht so einfach einem Genre zuordnen. Aufgrund des sehr starken regionalen Bezugs – Wein, Hand- und Spundekäs spielen eine zentrale Rolle – würde ich das Buch durchaus als Regionalkrimi einordnen. Allerdings ist die Bandbreite der behandelten Themen nahezu endlos, sodass man hier durchaus auch Elemente eines (Polit-)Thrillers findet – um nur noch eine der Möglichkeiten zu benennen.

Die Handlung ist vielschichtig, abwechslungsreich und durchaus spannend, hat aber an einigen Stellen auch kleinere Längen. Gerade das Ende vermag mich jedoch nicht ganz zu überzeugen, wird der Fall doch zwar spannend, aber sehr rasch und unerwartet aufgelöst – unnötiger Cliffhanger inklusive. Auch die immer stärker und abstruser eskalierenden Handlungsspiralen sind nicht in jedem Fall nachvollziehbar – manchmal wäre etwas weniger dann doch mehr gewesen.

Das regionale Setting kann hingegen gänzlich überzeugen. So entführt der Autor den Leser nach Mainz in eine Stadt voll lokalem Flair, das einiges zum Gelingen des Romans beiträgt. Weitreichender als der geografische Ausflug nach Mainz sind jedoch die thematischen Streifzüge durch die Bereiche politischer Extremismus und Terrorismus, organisierte Kriminalität, Korruption und Vetternwirtschaft, psychische Erkrankungen, Migration und Clanstrukturen – eine Bandbreite, die fast zu groß für einen doch eher kurzen Roman ist.

Die einzelnen Figuren sind im Wesentlichen vielschichtig angelegt haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Hierbei überzeugen insbesondere Nebenfiguren wie Maja, Sam und Ali, während gerade Adam jedoch etwas eindimensional verbleibt und dafür sorgt, dass man als Leser sich viel mehr um ihn sorgt, als mit ihm mitzufiebern – die Lösung des Falles habe ich ihm zumindest nicht gegönnt. Der Schreibstil von Ingo Bartsch hingegen ist durchaus leicht und flüssig zu lesen und lässt das Kopfkino sofort anspringen.

Die Buchgestaltung ist solide. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben ordentlich gearbeitet, insgesamt ist das Buch aber eher schlicht und unauffällig – Highlights in der Ausstattung sucht man hier vergebens. Auch das Cover ist zwar durchaus gelungen und bietet Assoziationsmöglichkeiten, im Zusammenspiel mit Coverrückseite und Buchrücken ist das Gesamtprodukt dennoch sehr eintönig und eher kein Eyecatcher.

Mein Fazit? „Ein Mord – drei Tote“ ist ein Kriminalroman mit tollem Setting und spannender Handlung, die jedoch teils etwas eskaliert und einen Ermittler hat, mit dem man schwerlich warm wird. Für Leser des Genres dennoch bedenkenlos zu empfehlen – ab einem Lesealter von 16 Jahren.

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