[Buchgedanken] Ralph Knobelsdorf: „Ein Fremder hier zu Lande: Ein neuer Fall für Wilhelm von der Heyden“ (Heyden 2)

Vor kurzem habe ich „Ein Fremder hier zu Lande“ von Ralph Knobelsdorf gelesen, nach „Des Kummers Nacht“ der zweite Band der Reihe um Wilhelm von der Heyden. Der Roman ist 2022 bei Lübbe in der Bastei Lübbe AG erscheinen und als historischer Kriminalroman einzuordnen. Vielen Dank an dieser Stelle auch an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars über die Bloggerjury.

März 1856. An der Königsmauer, der berüchtigten Bordellgasse Berlins, wird die Leiche einer jungen Frau aus gutem Haus gefunden. Auf den ersten Blick ist klar: Sie wurde stranguliert. Der Leichenbeschauer entdeckt jedoch seltsame Kerben am Schienbein, die er bereits bei drei anderen Opfern nachgewiesen hat. Sie alle waren Prostituierte, keiner der Morde wurde aufgeklärt. Haben es der junge Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und sein Kollege Vorweg mit dem ersten Serienmörder der Stadt zu tun? Der Druck auf sie wächst von Tag zu Tag: Sollte die Presse von den Fällen erfahren, wird Angst die Stadt erfassen …

„Ein Fremder hier zu Land“ setzt die Handlung des Vorgängerbandes nahtlos fort, es empfiehlt sich daher, auch den ersten Teil zu kennen. Dabei bleibt das Stammpersonal unverändert erhalten, neue Charaktere treten eher in Nebenrollen auf, sodass man schnell wieder in der Geschichte ist. Diese wird sowohl aus der Sicht der Protagonisten, als auch aus Sicht des Täters erzählt – Kapitel die jetzt nicht wirklich viel zur Handlung beigetragen haben.

Abgesehen von dieser etwas unnötigen Perspektive ist die Handlung jedoch unglaublich spannend, abwechslungsreich und kurzweilig. Ralph Knobelsdorf verknüpft mehrere Fälle zu einem tollen Gesamtgeflecht und sorgt immer mal wieder mit unerwarteten Wendungen für Überraschungen – auch was das Privatleben der Protagonisten angeht. Sein Schreibstil ist dabei leicht und flüssig zu lesen.

Auch das Setting vermag – wie schon bereits im ersten Band – auf ganzer Linie zu überzeugen. So entführt der Autor den Leser erneut ins Berlin der 1850er Jahre – einen kurzen Ausflug ins ausländische Leipzig inklusive. Man begleitet die Protagonisten durch eine Zeit des Umbruchs, durch eine gesellschaftlich und politisch hochspannende Phase.

DIe einzelnen Protagonisten entwickeln sich im Verlauf der Handlung – auch über beide Teile hinweg – weiter, haben Stärken und Schwächen, eigene Ziele und Motive. Insbesondere überzeugen hier neben Wilhelm und Vorweg auch Anna und Agnes. Es würde mich freuen, diese Entwicklung noch über weitere Bände begleiten zu können.

Die Buchgestaltung ist ebenfalls gelungen. Lektorat, Korrektorat und Buchsatz haben größtenteils sauber gearbeitet, das Buch ist mit einer hochwertigen Prägung auf dem Cover, farbigen Coverinnenseiten und einem farbigen Buchschnitt versehen. Dem Titelbild fehlt zwar etwas der Bezug zur Handlung, es sieht dennoch gut aus und sorgt insgesamt mit der Buchgestaltung für einen tollen Gesamteindruck der Reihe mit hohem Wiedererkennungswert.

Mein Fazit: „Ein Fremder hier zu Lande“ ist die gelungene Fortsetzung der historischen Krimireihe um Wilhelm von der Heyden, die vor allem durch ein tolles Setting und eine kurzweilige, spannende Handlung brilliert. Für Leser des Genres bedenkenlos zu empfehlen – ab dem vom Verlag empfohlenen Lesealter von 16 Jahren.

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